VITA
Kolja Senteur wurde 1975 in Bad Neuenahr-Ahrweiler geboren. Nach der Mittleren Reife besuchte er die Fachschule für Gebrauchsgrafik in Rheinbach. Im Anschluss studierte er mit Diplom Design an der Werkschule Köln. Er leitete 10 Jahre die Künstlergruppe Collage und war jahrelang im Vorstand des Künstlerbundes Are-Gilde tätig.
2013 gewann er den Lapidea-Kunstpreis, RLP. Er war darüber hinaus in verschiedenen Jurys tätig. Veröffentlichungen im Weissblech-Verlag und bei den legendären U-Comix als Illustrator folgten. 2024 wurde er in die ArtFacts-Listung aufgenommen.
Kolja Senteur lebt und arbeitet in Ahrweiler.
Er wird von folgenden Galerien vertreten: Galerie Diede, Galerie Am Elisengarten, Kunsthaus Hannover, Galerie Löser
AUSTELLUNGEN (AUSWAHL)
1995 erste Soloausstellung im "Atelier Roos", Ahrweiler (EA)
2000 Auszeichnung vom Frauenamt Köln, 1. Platz Ausschreibung der Stadt Köln (KP)
2009 Academie Noord, Brasschaat-Belgien (EA)
2013 Auszeichnung mit dem LAPIDEA-Kunstpreis (KP)
2016 „Deutscher Pop“, Museum "Stadtgalerie" Ahrweiler (GA u.a. mit Moritz Götze)
2016 Galerie Artishocke, Essen (EA)
2017 Galerie Diede, Burgbrohl (GA mit Hans Scheib)
2017 Artpul, Köln (KM)
2017 Van Ham Auktionshaus, Köln (A)
2017 Galerie Eikelmann, Düsseldorf (EA)
2018 ArtGalerie, Siegen (EA)
2018 "Spionage", Museum Regierungsbunker (GA mit Stephan Maria Glöckner)
2018 Internationaler Comic-Salon Erlangen (EA)
2018 „Tatort Ruhrort“ DU Tours, Duisburg (GA)
2018 Discovery Art Fair Frankfurt (KM)
2019 Discovery Art Fair Köln (KM)
2019 Art Innsbruck (KM)
2019 Gestaltung des Jahreskalenders für Thyssen Krupp/Rasselstein (AU)
2019 Festival des Kultusministeriums, Daun (GA)
2019 Arthus Kunstgalerie, Zell (GA)
2019 EUROP Artfair Amsterdam (KM)
2020 Brotfabrik Bonn: „At The Movies“ (EA)
2020 Galerie Neuwied: „Paradiese“ (GA)
2020 Stipendium der Kultur-Stiftung Rheinland-Pfalz (S)
2021 Kunst:Mitte, Magdeburg (KM, EP)
2021 Ankauf des Hundertwasserhauses "Grüne Zitadelle", Magdeburg
2021 Ludwig-Museum Koblenz: Auktion "Kunst im Ahrtal" (u.a. mit Gerd Lieder)
2021 Tag der offenen Ateliers, Kunstschmiede Bonn (GA, mit Tobias Stutz)
2021 "Werkschau", Galerie Diede (EA)
2022 Galerie Am Elisengarten, Aachen (EA)
2022 "30 Jahre Galerie Klose", Essen (GA)
2022 "AHRT" Arp-Museum, Rolandseck (GA, Schirmherrin: Malu Dreyer)
2022 Schloß Ahrenfels, Bad Hönningen (GA mit Stephan Maria Glöckner)
2023 Discovery Art Fair Cologne (KM, EP)
2023 "Round Trip", Kunsthaus Hannover (GA u.a. Richard Wientzek)
2023 "Nudes" Burkhard Eikelmann Galerie Düsseldorf (GA mit u.a. Tom Wesselmann)
2024 "300", Waisenhaus Potsdam, Jubiläumsausstellung (GA mit u.a. Genia Chef)
2024 "Eine Menschheitskrise", Gruson-Häuser Madgeburg (GA mit u.a. Robin Zöffzig)
2024 "VISIONS", Erfurt (GA mit u.a. Christina Guerrero, Ali Eckert)
2024 Kunst:Mitte, Magdeburg (KM)
A = Auktion
EA = Einzelausstellung
EP = Einzelposition
GA = Gemeinschaftsausstellung
KM = Kunstmesse
AU = Auftragsarbeit
KP = Kunstpreis
S = Stipendium
Andere Stimmen
An dieser Stelle ein paar Auszüge zur Besprechung und Betrachtung der Kunst von Kolja Senteur...
(…) Kolja Senteur ist ein äußerst vielseitiger Künstler. Seine Werkgruppen umfassen neben Pop-Art auch Akte, abstrakte Welten, Portraits und das Thema Lichtdarstellung.
Kolja Senteur spielt gern mit Genres und kombiniert die Motivik der Pop-Art mit verschiedensten Techniken, die erst in der Betrachtung der Originale sichtbar werden. Aufwendig hergestellt und in Schichten aufgetragen, entwickeln sich auf der Leinwand ineinander verwobene Sujets, deren unterschiedliche und komplexe malerische Behandlung im Gegensatz zum vermeintlich banalen Motiv stehen.
Comics galten lange Zeit als nicht zur Kunst gehörig, sie wurden als trivial abgetan und als Produkte für den Massenkonsum abgelehnt.
Heute zählt der Comic zur bildenden Kunst und bieten einen ungeheuren Fundus an ästhetischem Material. Die Pop-Art erkennt dieses Potenzial und trennt die Figuren vom Kontext der Comic-Erzählung. Vorgefundenes Material wird extrahiert, kombiniert und isoliert.
Auch die in Anlehnung an Film-Plakate und Plattencover entstandenen Bilder Senteurs funktionieren durch die Kombination von Wiedererkennbarem und Irritierendem. Der hohe technische und handwerkliche Aufwand, der zu fast
drucktechnisch erscheinenden Bildelementen führt, soll, nach Aussage des Künstlers, zum Verweilen vor den Bildern einladen.
Genaues Hinsehen offenbart erst die kombinierten Techniken, das Aufeinanderlegen verschiedener Farbschichten aus Acryl, Öl, Lack, Pastell, Graphit. Porträts bekannter Persönlichkeiten runden dieses Werkspektrum ab.
Meist dominieren hier zwei Farben, wobei Schwarz der Konturierung dient. (…)
Warum uns die scheinbar einfachen Darstellungen banaler Alltagsgegenstände oder übertriebener Comic-Figuren bis heute faszinieren, liegt wohl daran, dass die Pop- Art wie keine andere moderne Kunstrichtung unser vom Konsum geprägtes Leben in all seiner schillernden Buntheit mit einem Augenzwinkern zeigt und gleichzeitig Künstlern wie Kolja Senteur die Möglichkeit gibt, moderne Bildillusionen zu schaffen.
Ausschnitt aus "Kolja Senteur" von Kirsten Schwarz, Museum für Gegenwartskunst, Siegen
(…) Wir betrachten gerne schöne Dinge und Menschen. Besonders Frauen. Die Frau, in der Kunst und Literatur stets als das schöne Geschlecht betitelt, ist in Senteurs Bildern ein zentrales Thema. Er wählt Schauspielerinnen und Musikerinnen prominenter Herkunft und malt sie naturgetreu von Promotionphotos, Stillshots oder Werbeplakaten nach. Viele der Originalbilder sind uns bekannt, wir haben die Filme gesehen, das Albumcover oder das Kinoplakat. Aber ist es wirklich so einfach?
Wenn wir nun ein Bild von Romy Schneider sehen, sehen wir Romy Schneider wirklich? Ist es die Privatperson oder eher die Schauspielerin in einer Rolle ? Sind Werbephotos für Filme eigentlich nichts anderes als Repräsentation? Der Mensch Romy Schneider tritt hinter ihre Rolle zurück, genauso wie eine Marilyn Monroe oder eine Nastassjia Kinski. (…)
Die Frau, die wir in Senteurs Bildern sehen, ist nur eine Rolle, ein Charakter, ein Image, aber niemals der echte Mensch. Die Vorlage beinhaltet schon die Blickwinkel dutzender Leute vor ihm, vom Kameramann bis zum Regisseur.
Senteur aber nimmt diese Bilder und ikonographiert sie, erhöht sie, schenkt ihnen weitere Unsterblichkeit. Denn das ist es, was der Kunstmaler tut - er verleiht seinen Motiven ewiges Leben.
Es ist nicht wichtig, wie erfolgreich oder mächtig die dargestellte Person ist oder war. Es geht um die Stimmigkeit des Schönen, das ästhetische Ideal , das Senteur in seinen Bildern einfängt.
Natürlich liegt diese immer im Auge des Betrachters, aber wenn man wie Senteur sogenannte Repräsentantinnen nimmt, die Teil der Popkultur und der Gesellschaft sind, funktioniert dieses doppelbödige Spiel sehr gut. Desweiteren fügt Senteur den dargestellten Damen eine besonders schöne Eigenschaft hinzu: Souveränität. Die dargestellte Frau hat die Situation im Griff, die Zügel fest in der Hand, selbst wenn sie verletzlich oder melancholisch erscheint.
Ausschnitt aus "Bilder von Frauen" von Alexandra Scheib, Autorin, Aachen
(…) Der ironische Bruch ist nur eines der zahlreichen Stilmittel, derer sich Senteur bedient, wenn er "At The Movies" im Kinosessel Platz nimmt: Outfit, Laserpistole und Haarpracht von Stilikone Jane Fonda als Barbarella in Roger Vadims gleichnamigen Pop-Art Science Fiction-Film von 1968 dürften nahezu jedem Menschen vertraut sein. Möglicherweise führt uns Senteur mit seinem oft schwer durchschaubaren Remix von Filmkunst, Kommerz und dem Spiel mit unserer Erwartungshaltung aber auch nur an der Nase herum.
Das Spielerische, gepaart mit kreativem Wagemut, hebt seine Gemälde und Zeichnungen über die innerhalb der zeitgenössischen "Geek Culture" allgegenwärtigen Reproduktionen bekannter Szenenbilder, PR-Fotos oder Kinoplakate empor. Senteurs Kunst ist alles andere als "retro". Sie blickt nicht nur genügsam zurück, um ikonographische Motive des Genrefilms zu emulieren. Senteur hinterfragt diese, um ihnen bis dato unbekannte Geheimnisse zu
entlocken. Er meidet den Pastiche, fügt dem (vermeintlich) Trivialen Neues hinzu, und bereichert es durch einen visuellen Kontext, der das referenzierte Werk in der Historie des Mediums und im popkulturellen Diskurs verortet. Emma Peel (Diana Rigg) schiebt sich mit lässiger Eleganz und Pistole in der Hand vor ihrem Partner John Steed (Patrick Macnee) ins Bild und macht klar, für wen das Fernsehpublikum der 60er Jahre einschaltete. (…)
Senteur gelingt mit den gleichermaßen verspielten wie ehrfürchtigen Reminiszenzen an legendäre Figuren und Stars des klassischen Genrefilms ein besonderes Kunststück: Er schafft neue Perspektiven auf mutmaßlich Ordinäres und macht die in über hundert Jahren perfektionierten Mechanismen des psychotronischen Kinos greifbar und begreifbar; beschreibt und abstrahiert Augenblicke innerhalb dieser von Anbeginn eher belächelten Kunstform aus der zweiten Reihe und schenkt ihnen einen Platz im Rampenlicht. Der augenzwinkernde, wissende Blick liegt dabei nicht beim Betrachter sondern stets auf Seiten der von Senteur auf Leinwand und Papier verewigten Protagonisten.
Ausschnitt aus "The Dark Side of the Screen" von Patrick Lohmeier, Autor, Berlin